hjs_1Die Organisatoren der HJS Diesel Rallye Masters luden am Vorabend zur ADAC Rallye Niedersachsen, die am 04. Juli in Osterode am Harz als vierter Meisterschaftslauf auf dem Programm stand, zum rustikalen Grillabend ein. Als Gaststarter trat Ulrike Krafft mit Proficopilotin Kathi Wüstenhagen an und wurde als erstes Damenteam herzlich in der „Diesel-Gemeinde“ aufgenommen.

Nach der Besichtigungsrunde am Nachmittag wurde bereits fleißig aus dem „Nähkästchen“ erzählt und die erfolgreiche Procar-Pilotin bekam einen ersten Eindruck, was da so alles am nächsten Tag auf sie zukommen wird…

Konstantin Keil eröffnete die Veranstaltung im VW Golf mit der ersten Bestzeit. Johannes Fürst (Subaru Impreza) und Björn Mohr (Opel Astra) gewannen die nächsten Prüfungen und im ersten Service gab es beim Blick auf die Zeiten das gewohnte Bild – das Niveau aller Teilnehmer der HJS-DRM ist extrem hoch und das Feld liegt sehr dicht zusammen. Nach einer sehr kurzen, aber anspruchsvollen Sprintprüfung stand im Anschluss ein Rundkurs mit langen Vollgasanteilen an. Während Keils Golf mit geplatztem Kühlerschlauch ein Hitzekollaps drohte, halfen alle Kontrahenten mit, indem sie ihre Wasservorräte für den stark erhitzten Golf opferten. „Das war eine große Geste, die Hilfsbereitschaft untereinander ist wahrscheinlich so groß wie in keiner anderen Motorsportserie“, freut sich Konstantin im Ziel, der zwar auf den letzten Platz zurück fiel aber das Ziel in Wertung erreichte.
Für Holger Knöbel und Dominik Fischer wird der in vier Runden zu absolvierende Rundkurs zur Schicksalsprüfung. Beide lagen auf erfolgsversprechenden Positionen, doch eine Runde zu viel bzw. eine Runde zu wenig ließen sie hoffnungslos weit zurück fallen. Somit kam es zu einem packendheißen Dreikampf zwischen dem in der Meisterschaft führenden Björn Mohr und den beiden Youngster Johannes Fürst und Thomas Robel in einem weiteren VW Golf. Daniel Schmidt fuhr mit dem Skoda Fabia der Autotechnik-Center GmbH mit konstanten Zeiten auf den vierten Rang und setzte sich mit 9 Sekunden gegen den Opel Astra von Alois Scheidhammer durch. Florian Wacha steigerte sich stetig und erreichte hinter Holger Knöbel den siebten Platz. Harald Borowski fand im Skoda Fabia den richtigen Rhythmus und konnte mit dem achten Platz die ersten Saisonpunkte einfahren.
Zurück zur Spitzengruppe: Björn Mohr klagte im letzten Service über Leistungsverluste im unteren Drehzahlbereich. Derweilen setzte der „Toro Rosso“ aus der Lausitz in WP 9 und 11 die schnellste Zeit und fährt damit seinen ersten Sieg in der HJS Diesel Rallye Masters. Trotz Bestzeit in WP 10 gelingt es Johannes Fürst nicht mehr Björn Mohr noch abzufangen, der sich über taktisches Fahren noch immer keine Gedanken zu machen scheint.

Damit aber noch lange nicht genug, da gab es ja noch Ulrike Krafft, die als Gaststarterin eine Menge zu berichten hatte: „Das war Abenteuer pur! Rundstreckenrennen und Rallyefahren das ist wie Tennis und Volleyball – beides Ballsportarten, aber völlig unterschiedlich. Der erste große Unterschied bestand darin, dass ich ständig eine Stimme hörte, die mich anfangs total ablenkte und nervte. Kathi las mir den Aufschrieb vor und ich konnte diese Vielzahl an Informationen auf den ersten Prüfungen nicht schnell genug verarbeiten. So fragte ich oftmals nach und fand keinen Rhythmus. Am schwierigsten empfand ich es, mir aus den diktierten Zahlen eine Kurve vorzustellen. Dazu wunderte ich mich wie stark sich die Fahrbahn gegenüber der Besichtigungsrunde veränderte. Das führte schließlich zu dem ein- oder anderen Verbremser, da der tatsächliche Bremsweg mit meiner Vermutung nicht übereinstimmte. Unglaublich wie sehr hier gecuttet wird und was die Fahrwerke der Autos zu leisten im Stande sind. Kathi sagte immer nur innen – ich tat es und dann kam nur – noch viel weiter innen. Trotz großer Löcher, Kanten und Wellen fühlte sich der Wagen dabei trotzdem wie ein „ruhiges Kätzchen“ an und ich bin aus der Procarserie eher einen „wilden Tiger“ gewöhnt. Zur Halbzeit kamen wir auf dem Rundkurs leicht von der Fahrbahn ab und trafen einen Pfahl. OK die Scheinwerfer vorne rechts waren zerstört, doch im Sommer wird es ja eh erst spät dunkel und bis dahin sind wir längst im Ziel. Dachte ich, doch dann fiel kurz vor dem Finish auch noch die Elektronik aus. Kathi meinte nur, so lange sich ein Rad dreht wird weitergefahren. Das versuchte ich dann auch. Ohne Servolenkung und mit 20 km/h schleppten wir uns im Notprogramm ins Ziel der vorletzten Prüfung. Doch dann war ich mit meiner Kraft sprichwörtlich am Ende, und das obwohl ich regelmäßig das Fitnessstudio besuche. Ein wichtiger Unterschied zur Rundstrecke gibt es noch im Verhalten untereinander. Während im Rallyesport alles eine große Familie zu sein scheint, ist man im Rundstreckensport mehr auf sich alleine gestellt. Der Zusammenhalt auf der Rallye hat mich echt beeindruckt! Abschließend bleibt zu sagen, dass es auf alle Fälle eine tolle Erfahrung für mich war, die ich gerne auch wiederholen möchte…“, resümierte Ulrike Krafft nach ihrem ersten Rallyeabenteuer sichtlich erschöpft aber glücklich am Abend. Im Service stand ihr mit Anja Holzbrecher (24 Jahre) und Ramona Hübner (21 Jahre) die Crew der Speedladys zur Seite, die mit großem Einsatz den Opel Astra bestmöglich vorbereiteten. Als nach dem besagten „Feindkontakt“ mit dem Pfahl in WP 5 der lädierte Wagen den rettenden Service aufsuchte, packten die Mechaniker der anderen Teams den Mädels gerne unter die Arme und schickte das Duo pünktlich zurück auf die Strecke.
Nach einer kurzen Pause von drei Wochen gastiert die HJS Diesel Rallye Masters am 23./24. Juli im Rahmen der ADAC Rallye Baden-Württemberg. In Geislingen an der Steige werden die Karten wieder neu gemischt… {jcomments on}