Viel spektakulärer geht es nimmer. Mitten im Atlantik beginnt für Junior-Europameister Marijan Griebel am kommenden Wochenende auf Sao Miguel, der größten der zu Portugal gehörenden Insel der Azoren, die Rallye-Europameisterschaft 2017. Die engen Schotterpisten beim ersten von acht EM-Läufen sind für den 27-jährigen Polizeikommissar zwar kein Neuland, allerdings kennt er sie nur aus dem Cockpit jenes kleinen Fronttrieblers,
mit dem er im Vorjahr das kontinentale Nachwuchschampionat gewann. Geschichte. Denn von nun an treten der Pfälzer und sein 35-jähriger Copilot Stefan Kopczyk mit einem Skoda Fabia R5 in der Topkategorie an. Dabei kann Marijan Griebel auf das österreichische BRR-Einsatzteam rund um Rekord-Landesmeister Raimund Baumschlager bauen, das schon seinen Mentor Armin Kremer in der Rallye-Weltmeisterschaft betreute.
Das Wettbewerbsfahrzeug ist bereits seit einigen Tagen auf dem Weg zur entlegenen Inselgruppe im Atlantik. Das Team reiste am Wochenende nach und wird – wie in der Rallye-EM üblich – am Dienstag mit der Streckenbesichtigung beginnen. Schon am Donnerstag stehen dann die ersten vier von insgesamt 16 Wertungsprüfungen auf dem Programm. Die Konkurrenz ist groß: Mit rund 30 R5-Turboallradlern stellt die Topkategorie über die Hälfte aller Teilnehmer. Und selbst in der neugeschaffenen U28-Wertung, deren Sieger 2018 bei einem WM-Lauf in einem World Rally Car starten wird, trifft das deutsche Duo Griebel/Kopczyk auf acht bärenstarke Konkurrenten, darunter die beiden Peugeot-Werksjunioren Jose Antonio Suarez und Jose Maria Lopez, den Iren Josh Moffett sowie die in der europäischen Rallyeszene bekannten Skoda-Markenkollegen Ralfs Sirmacis, Nikolay Gryazin und Jan Cerny.
Um sich auf ihre Debütsaison in Europas Topliga vorzubereiten, starteten Marijan Griebel und Stefan Kopczyk bei der Rebenland-Rallye in Österreich – und beeindruckten: Von der monatelangen Wettbewerbspause war bei der Asphaltpremiere im Turboallradler nichts zu sehen. Im Gegenteil, obwohl das Arbeiten und Ausprobieren verschiedener Einstellungen am Skoda Fabia R5 im Mittelpunkt stand, haben sich Mensch und Maschine schnell zusammengefunden und mischten munter im Spitzenfeld mit. Die beiden von der ADAC Stiftung Sport unterstützten Deutschen lagen schon auf einemÂÂ Podiumsplatz als kurz vor dem Ende ein technischer Defekt das vorzeitige Aus bedeutete.
Das sagt Marijan Griebel: „Unser Wettbewerbstest war trotz des späten Ausfalls ein voller Erfolg. Das Zusammenspiel im Cockpit, aber auch mit dem Team funktionierte bestens. Wichtig, auf den anspruchsvollen Asphaltstrecken konnte ich viel Vertrauen im Grenzbereich tanken, vor allem bei derÂÂÂ Linienwahl und auf der Bremse. Das wird mir helfen, auf den Azoren einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn auf den engen Pisten muss man sehr sauber fahren und kann sich nicht den kleinsten Patzer erlauben. Zudem muss man hier gut auf sein Auto aufpassen, dieÂÂÂ Schotterstrecken können richtig aufs Material gehen. Wir werden also nicht gleich alles riskieren. Unser Plan ist klar: Zuallererst werden wir uns an den direkten Wettbewerbern der U28-Wertung orientieren und wollen dort um die Podiumsplätze mitkämpfen. Sollte es mehr werden, bin ich der Erste, der das dankbar mitnimmt. Im Verlauf meiner Karriere habe ich gelernt, dass man das große Bild im Auge haben sollte und besser auf die ganze Saison schaut. Es ist also sicher kein Fehler, beim Saisonauftakt und dieser straken Konkurrenz vielleicht nicht gleich ans absolute Limit zu gehen. Leichter gesagt, als getan, denn wir uns so oder so im Grenzbereich bewegen – da bin ich mir sicher.“ (MG)